Zähneknirschen schadet nicht nur den Zähnen. Auch Kopfschmerzen und Nackenverspannungen sind häufige Folgen

Knirschen, schmirgeln, malmen: Jeder Zweite knirscht laut Bundeszahnärztekammer (BZÄK) ab und an mit den Zähnen, jeder Fünfte sogar regelmäßig. Manche pressen sie nur in der Nacht aufeinander, andere auch am Tag. Die Belastung für das Gebiss beim Zähneknirschen ist dabei wesentlich höher als beim Kauen: „Der Druck kann bei bis zu 600 Kilogramm pro Quadratzentimeter und mehr liegen“, sagt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK.Zähneknirschen

Wer knirscht oder die Zähne aufeinanderpresst, schmirgelt seine Schneide- und Eckzähne ab und die Kauflächen glatt. „Zahnhartsubstanz geht verloren, die Zähne verlieren ihre ursprüngliche Form“, warnt Oesterreich. Die Zähne reagieren dann zum Beispiel schmerzempfindlich auf Wärme oder Kälte. Es können Stücke vom Zahn oder auch Kronen und Füllungen herausbrechen, ganze Zähne reißen.

„In der wissenschaftlichen Literatur wird auch diskutiert, ob durch das Knirschen und Pressen mikro-kleine Strukturen am Zahnhals abplatzen“, so Oesterreich. Zu sehen sind dort dann kleine Einkerbungen, die allerdings auch von zu starkem Schrubben beim Zähneputzen stammen könnten.

Zähneknirschen (Bruxismus) erzeugt verspannte Muskeln

Wer nachts knirscht, merkt das oft auch am nächsten Morgen: „Die Kaumuskulatur kann bei 20 bis 30 Prozent der Patienten schmerzen, der Kiefer fühlt sich an wie eingerostet, und beim Öffnen knackt es etwas“, sagt Oesterreich. Der Schmerz kann auch in den Nacken ziehen, und manche bekommen Kopfschmerzen vor allem im Bereich der Schläfen, ergänzt Michael Preibsch, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Physiotherapie. Langfristig sind auch Schwindel und sogar Sehprobleme möglich.

Manche Betroffene können ihren Mund kaum mehr öffnen, weil die Kaumuskulatur so stark verspannt ist. In solchen Fällen sprechen Mediziner von Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD). Sie kann, muss aber nicht, mit Bruxismus einhergehen.

Hier kann Physiotherapie helfen, die Beschwerden zu lindern. Abhängig von der genauen Diagnose werden die Kiefergelenke und /oder die entsprechende  Kaumuskulatur mittels manueller Therapie oder spezieller KG behandelt. Auch die Halswirbelsäule oder der Übergang zwischen Brust und Halswirbelsäule (CTÜ) kann durch das Knirschen in seiner Beweglichkeit eingeschränkt werden. Außerdem wird der Patient zur Eigenübung angeleitet. Somit kann die Kiefergelenksgymnastik auch nach Abschluss der Therapie zu Hause weiter fortgeführt werden.

Die Ursache bekämpfen

All das bekämpft jedoch letztlich nur das Symptom – nicht die Ursache. Und die heißt meistens: Stress. „Man beißt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch und versucht, dem Stress ein Ventil zu geben“, erklärt Kropp. Um gegenzusteuern, sollten Knirscher versuchen, herauszufinden was genau sie stresst. Dann können sie nach gesünderen Ventilen suchen. Preibsch rät zu autogenem Training oder einer anderen Entspannungstechnik. Manchmal kann aber auch professionelle Hilfe nötig sein.

 

Quelle: Spiegel online